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Ötzausbau-Studie 1978 (DOKUMENTATION)

von Dr. Wolfgang Pircher (TIWAG)

"Die allein schon durch ihre Größe begründete Sonderstellung der Ötztaler Wasserkräfte hat wiederum sehr früh schon die Planer angezogen. 900 km² Gesamteinzugsgebiet (das altberühmte Glockner-Kaprun hat 131 km²), hoher Gletscheranteil und große Gesamtfallhöhe bis zum Inn zeichnen sie aus. Nachteilig sind nur die relativ langen Triebwasserwege, die ohne die Staatsgrenze von 1918 vielleicht die Projektierung nach Süden gelenkt hätten. Bei seiner Größe erfordert das Wasserdargebot hier besonders große Jahresspeicher zum Ausgleich seiner typisch alpinen Unständigkeit. Man fand sie zunächst an der geologisch sehr begünstigten Talgabel von Zwieselstein und vor allem in dem 8 km langen Talbecken von Längenfeld, in dem man die später in den Hochalpen nur von der Dixence erreichte Größenordnung von 400 Mio m³ anvisierte, was 1938 sogar an Überleitungen aus dem Kaunertal und Pitztal denken ließ. Der damalige Widerstand der Talbewohner gegen die drohende Aussiedlung von 200 Bauernfamilien aus dem Längenfelder Becken fand entscheidende Unterstützung durch das ungelöste Abdichtungsproblem am Maurachriegel unter dem geplanten Staudamm, in der Trümmermasse einer großen Berggleitung aus dem Westhang, der mit damaligen Mitteln nicht beizukommen war. Man vertagte daher die Frage Längenfeld, verließ sich auf den jederzeit möglichen Rückzug auf einen kleineren Speicher oberhalb von Huben an der Stauwurzel des großen, nahm die Unterstufe Ötz in Angriff und verschaffte ihr die zur weiteren Versorgung nötige kriegswirtschaftliche Bedeutung durch die Aufstellung des größten Windkanals für die Luftwaffe. Das Kriegsende hinterließ trotzdem nur einige ausgebrochene Stollen, den Fundamentaushub einer Sperre im Nedertal und ein Projekt, das für Österreich allein auf Jahrzehnte hinaus entschieden zu groß blieb, wenn es auch weiterhin bearbeitet wurde. Ein Entwurf der Studiengesellschaft Westtirol aus dem Jahre 1950 gab den Längenfelder Riesenspeicher auf, bezog aber noch immer Finstertal-Kühtai sowie den Pitztaler Rifflsee ein - Randgebiete also, die das ohnehin so wasserreiche Ötztal eigentlich gar nicht braucht.
Ein Dreistufenentwurf aus dem Jahre 1969 verzichtete denn auch darauf und verfügte in drei Kraftstufen mit zusammen 1.425 MW Leistung über ein Jahresarbeitsvermögen von 1.250 GWh (ohne Wälzbetrieb), wies aber noch immer den aus heutiger praktisch unüberwindlichen Nachteil auf, daß zwei der Jahresspeicher, Huben und Zwieselstein, besiedeltes Gebiet - beanspruchten.

Eine vorläufig letzte Studie unternahm daher 1978 den Versuch, ohne Speicher in besiedelten Lagen auszukommen und trotzdem das Jahresarbeitsvermögen mit rund zwei Drittel Winteranteil beizubehalten. Die lange Unterstufe wurde samt dem Zwischenspeicher Stuibenbach übernommen, der Jahresspeicher Huben aber flußaufwärts durch den völlig besiedlungsfreien Kurzspeicher Aschbach ersetzt. Das Jahresspeichervolumen wurde nach zwei Varianten ersetzt, von denen die in der Abbildung gezeigte zum Preis eines einzigen Hauses einen 15 Mio-m³-Speicher unterhalb von Vent und einen 120 Mio-m³-Speicher oberhalb von Rofen vorsieht sowie außerdem den Fischbachspeicher der Seitenstufe auf 120 Mio m³ vergrößert. Die Leistung der vier Kraftstufen, von denen die Mittelstufe, die Seitenstufe und das Zwischenkraftwerk in einer einzigen Kaverne vereinigbar wären, würde im Turbinenbetrieb 1.925 MW betragen, die in allen vier Stufen zweckmäßige Pumpenleistung insgesamt 1.535 MW. Das Arbeitsvermögen beliefe sich auf 1.654 GWh mit 65% Winteranteil und wäre durch Wälzbetrieb etwa auf 2.300 GWh zu erhöhen. Verwertbar für Österreich wäre diese Spitzenenergie auf lange Sicht wohl nur auf dem Umtauschweg gegen Grundlast im internationalen Verbund."

27.9.2004

 
 pircher-plan 1978


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