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Inseratenaffäre?
Aber nur in Wien!
Nicht bei uns in Tirol.
Während die Tiroler Tageszeitung – mit Recht! – die Bundesregierungsinserate in Wiener Medien anprangert, übersieht sie - mit Fleiß! – die Landesregierungsinserate im eigenen Blatt.
Zwei auf dem rechten Auge blinde Chefredakteure ergeben zusammen höchstens einen auf zwei, niemals aber einen auf beiden Augen Sehenden.
Wo kann ich einen kleinen, farblosen Landgendarmen auf Landeshauptmanngröße aufblasen, die er in seinem wirklichen Leben nie erreicht? In der Parallelwelt der Medien. Mittels sogenannter Regierungsinserate.
Es geht in diesen Inseraten nicht um wichtige Informationen für die Bevölkerung. Das ist nur der dürftige Vorwand. Es geht um Regierungswerbung, Politikerselbstdarstellung, Landeshauptmanninszenierung.
Auf jeder dieser Anzeigenseiten findet sich unübersehbar das Logo des Landes Tirol. Die Zeitungen wissen, dass das Inseratengeld aus dem Steuertopf gestohlen ist. Sie nehmen es trotzdem an. Sie sind auf diese Weise Mitwisser und Mittäter. Hehler.
Zweierlei leisten diese Inserate: die Glorifizierung der Politiker und die Vereinnahmung der Zeitungsredaktionen. Das andere Wort dafür ist Korrumpierung. Die direkte Folge der Landeshauptmanninserate sind dann gestellte Landeshauptmanninterviews, wo Journalisten in der Rolle von Hölzchenwerfern agieren (Beispiel ansehen).
Die Landesregierungswerbung und die daraus folgende realitätsferne, landesregierungsfreundliche Berichterstattung bezahlen wir uns selbst mit Steuergeldern, mit den von „unserer“ Regierung veruntreuten Steuergeldern. Zur Illustration ein nicht extra bezahlter, sondern mit den Land Tirol-Einschaltungen mitbezahlter PR-Artikel über und für den ÖVP-Obmann:
Samstagausgabe (!) der TT, Seite 4 (!), Politikseite (!)
Eine Million Euro „für den Günther“
Wenn allein in der Tiroler Tageszeitung jährlich um die zwanzig Platter-Inseratenseiten (à 10.000 Euro) erscheinen, so ergibt bereits das in den fünf Jahren von seinem Amtsantritt bis zum Wahltag eine Kampagnensumme von einer Million Euro*.
Im Folgenden eine kleine Auswahl von Platter-Inseraten in der Tiroler Tageszeitung:
Es ist Diebstahl. Nichts anderes. Platter Diebstahl. Mit Fakten kann er nicht reüssieren. Also müssen Fiktionen her. Weil er mit Arbeiten nicht punkten kann, wird’s mit Spazierengehen versucht.
Platteste Platter-Promotion auf Rechnung des Landes: Wir bezahlen den Wandertag des kleinkarierten Landeshauptmannes und die in jeglichem Sinne einseitigen Jubelberichte darüber - vorher und nachher (je ca. 10.000 Euro).
Korruption sieht nach außen nicht unbedingt aus wie Korruption, nämlich irgendwie finster und böse. Sie versteckt sich am perfektesten hinter strahlenden Kinderaugen und bunten Luftballons.
Die Tiroler Tageszeitung hätte diese massive Veruntreuung von Mitteln aus dem schuldenbelasteten Landesbudget redaktionell anzuprangern. Was tut sie? Sie nimmt das Inseratengeld und schreibt die Regierung schön.
Das Land Tirol steckt irgendwo unser Steuergeld hinein und großflächige Landeshauptmannwerbung springt heraus. Das ist die Seite, von der man Günther Platter kennt: die Anzeigenseite
Regierungspropaganda, von uns bezahlte, gegen uns gerichtete.
Ideal für die Mächtigen ist, wenn sich die Leute ihr Beschissenwerden auch noch selbst bezahlen.
Der Zweck all dieser amtlichen Einschaltungen liegt nicht in der Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen amtlichen Mitteilungen sondern darin, die Zeitungen mit Inseratengeld „zu bedienen“, um sie der Regierung gewogen zu machen und zu halten. Die Andreas-Hofer-Jubeljahre 2008/2009 beispielsweise waren ein großartiger Anlass, um via Werbeschaltungen Gelder ohne Ende an die regierungshörigen Medien zu verteilen. In einem Aktenvermerk der für das Land tätigen PR-Agentur Hofherr wird das auch unumwunden zugegeben:
Die Medien werden „bedient“. Und die Bedienten sind wir.
Eine weitere Folge dieser regierungsamtlichen Schaltungen ist auch, dass die Medien keine Kritik mehr üben wollen an den Machenschaften jener Agenturen, die ihr diese Anzeigenserien des Landes einbringen: Headquarter, Hofherr Communkation usw.
Foto Moser Holding (Montage)
Nicht nur einäugig in Hinblick auf den Inseratenskandal, sondern auch in Sachen politischer Berichterstattung in ihrem Blatt: die Chefredakteurszwillinge Alois Vahrner und Mario Zenhäusern
*) Davon, wie die TIWAG den Landeshauptmann mit Inseratenseiten promotet, reden wir da noch gar nicht. Das heißt: reden wir ein anderes Mal. Denn was dem Faymann die ÖBB, ist dem Platter die TIWAG.
27.9.2011
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