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Ermittlungen im „Fall Kuhn“: Was im Hintergrund abgeht

1. Interessanter als das, was auf der medialen Bühne aufgeführt wird, ist das, was dem Auge selbst der interessiertesten Beobachter entzogen, quasi backstage passiert oder nicht passiert, was sich auf der Ebene der juristischen Aufarbeitung tut oder eben nicht tut.
2. Wie sich Erl bei der Gleichbehandlungskommission einen Persilschein für Gustav Kuhn bestellt hat. Und wie dieser aber nicht geliefert wird.


Im Mai 2018 hat Gustav Kuhn nach zwei Verhandlungsterminen und der Einvernahme zweier Opferzeuginnen zwei medienrechtliche Klagen gegen mich wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe zurückgezogen. Statt der begehrten 50.000 Euro Entschädigung in der einen Causa und 15.000 in der anderen von mir zu erhalten, hatte der Kläger auch noch meine Anwaltskosten zu ersetzen.

Das Landesgericht Innsbruck hat aufgrund der im genannten Prozess getätigten und protokollierten Aussagen der beiden Frauen die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Am 7. Juni des Vorjahres hat sie ein Ermittlungsverfahren gegen Gustav Kuhn aufgenommen. Dieses ist bis heute noch nicht abgeschlossen.




Auch kürzlich vor Gericht, mit Gustav Kuhn an seiner Seite, orakelte Krüger, dass das staatsanwaltliche Verfahren „wegen des Verdachtes der sexuellen Belästigung vor der Einstellung steht“.

Weiß Kuhns Anwalt mehr als wir?
Wird das Verfahren der Staatsanwaltschaft eingestellt?
Falls ja, warum könnte sie das tun?


Drei der wichtigsten Zeuginnen wurden neutralisiert

Aufgrund der von Gustav Kuhn gegen mich vor einem Jahr erwirkten Einstweiligen Verfügung ist es mir seitdem nicht erlaubt, einschlägige Schilderungen von Betroffenen und Dokumente, die mir zugegangen sind, außerhalb des Gerichts öffentlich zu machen.

„Sie lassen die Leute nicht sehen, was ich schreibe, weil ich schreibe, was ich sehe.

Blas de Otero, spanischer Lyriker (1916-1979)



Zeugin 1

… hat ihre niederschmetternde Geschichte seinerzeit von sich aus mehreren Leidensgenossinnen mitgeteilt,



macht aber jetzt von ihrem „Zeugnisverweigerungsrecht“ Gebrauch. Eine Entlastungszeugin für Kuhn sieht anders aus.

Und? Bemüht sich die Staatsanwältin, deren Aufgabe es ist, alles den Beschuldigten Belastende und alles Entlastende zu ermitteln, dennoch irgendwie um diese Zeugin? Nein. Sie kommentiert die Verweigerung mit: „Vielen Dank – diese Antwort genügt.“ Dies, obwohl schwerste Übergriffe gegenüber dieser Zeugin im Akt festgehalten sind.


Zeugin 2

… soll nach übereinstimmenden Aussagen vieler ehemaliger Kolleginnen und Kollegen in Erl am allermeisten mitbekommen und zum Teil selbst durchgemacht haben. Trotz alldem hat sie sich vor einem ausgemachten Treffen mit einer Vertreterin von Art but fair und einer weiteren Person noch mit Kuhn in Verbindung gesetzt und abgesprochen. Um nach dem Gespräch, in dem sie ihre große Angst nicht zu überspielen vermocht und ungewollt tief in sich hineinblicken hat lassen, aufzustehen und zu sagen: „Ich habe mich anders entschieden.“
In der Folge hat sie sich sogar an den Kulturminister und an den Landeshauptmann gewandt mit dem Ersuchen, Gustav Kuhn doch bitte weiterhin in Erl dirigieren zu lassen. Und gegenüber der Staatsanwaltschaft hat sie - unter Wahrheitspflicht - dann das ausgesagt:




Zeugin 3

… hat nach eigener Aussage „das Schlimmste von allen erlebt“. Sie kann nicht nur alle bisher bekannten Beschuldigungen quasi im Alleingang bestätigen, sondern solche, in ihrer Abscheulichkeit weit darüber hinausgehende - noch nicht an die Öffentlichkeit gelangte - aus eigenem Erleben und Erleiden bezeugen, wie sie mir selbst in zahllosen SMS im Vorjahr über Wochen hinweg mitgeteilt hat.




Da es mir, wie oben bereits ausgeführt, derzeit (noch) gerichtlich untersagt ist, Beweise für die von mir seinerzeit als Originalzitate Betroffener (!) wiedergegebenen Vorwürfe zu veröffentlichen, bedarf es überall dieser leidigen schwarzen Balken. Im Zivilverfahren, das Gustav Kuhn gegen mich angestrengt hat und das seit Februar 2018 am Landesgericht anhängig ist, werden die vorliegenden SMS dieser Kronzeugin – dann freilich ungeschwärzt – eine große Rolle spielen.

Diese Opferzeugin, von der bereits eine eindrückliche Schilderung ihres Leidensweges aus dem Jahr 2010 dem Gericht in einer weiteren Klagsache Kuhns gegen mich vorliegt, hat sich auch einer Freundin gegenüber geoutet und zudem noch einer Künstlerkollegin per Whatsapp ihr Martyrium eindrücklich und detailliert beschrieben.





Ich habe, um der Wahrheitsfindung zu dienen, obiges Dokument (ungeschwärzt) der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt. Und was passiert? Ja, was passiert, als Rechtsanwalt Krüger dieses Beweismittel im Akt entdeckt und Gustav Kuhn mit dem drohenden Desaster konfrontiert? Gustav Kuhn ruft diese Zeugin - ohne Zweifel: die wichtigste Zeugin - an.

Und?
Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was dort gesprochen wurde. Bekannt ist nur, dass sie sich nach dem Telefonat mit Kuhn „ausdrücklich vom Inhalt ihrer WhatsApp-Nachricht distanziert hat“, wie Krüger am 15. Februar 2019 in einer Verhandlung triumphierend verkündet. Und sie habe, so Krüger in seinem Überschwang weiter, sogar „noch ein entsprechendes Distanzierungsschreiben an die Staatsanwaltschaft Innsbruck gerichtet“.
Wie geht das, sich von eigenen Aussagen distanzieren? Was ist da passiert?
Und reicht der ermittelnden Behörde diese Distanzierung? Ja.
Die wichtigste Zeugin wird, Gustav Kuhn darf sich freuen, von der Staatsanwaltschaft nicht weiter als Auskunftsperson geführt.

Nur um die Causa abzurunden: Die Staatsanwaltschaft Innsbruck, die seit Juni 2018 die Ermittlungen gegen Gustav Kuhn wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung führt, hat sich nie für die Namen und Adressen jener Frauen, deren Aussagen ich anonymisiert und teilweise entschärft im Februar 2018 veröffentlicht habe, interessiert. Als wollte man das alles nicht wissen. Konsequenterweise bin ich auch weder von der ermittelnden Staatsanwältin noch von der ihr zuarbeitenden Abteilung „Sexualdelikte“ des Landeskriminalamtes je wegen weiteren mir vorliegenden Beweismaterials angefragt oder gar einvernommen worden.





„Das Aushängeschild der Tiroler Kultur“ (© Beate Palfrader) sieht inzwischen ganz schön ramponiert aus. Gustav Kuhn, so hört man aus dem klein gewordenen inneren Kreis, aber liest diesem - von all dem, was um ihn herum geschehen ist und geschieht, unbeeindruckt – höhnend aus dem Einvernahmeprotokoll einer weiteren Opferzeugin vor, was er naürlich nicht darf, und macht sich über sie lustig.
Und sein Anwalt Michael Krüger verfälscht die in einem Prozess protokollierte (!) Aussage einer weiteren Zeugin, in der sie einen heftigen Übergriff schildert, aber erklärt, sie habe sich im strafrechtlichen Wortsinne „nicht missbraucht gefühlt“ in einem anderen Verfahren zu einem „sie habe sich vom Kläger nicht belästigt gefühlt“.
So arbeitet man dort.
Derselbe Herr Krüger hat schon in den beiden Medienverfahren, in denen Kuhn die Klagen gegen mich später bekanntlich zurückgezogen hat, die Richterin für befangen erklärt und ihre Beschlüsse als „eine Frechheit“ bezeichnet.

Für Gustav Kuhn gilt natürlich weiterhin die Unschuldsvermutung.



Wie sich Erl bei der Gleichbehandlungskommission einen Persilschein für Kuhn bestellt hat.
Und wie dieser aber nicht geliefert wird.


Wer die vermeintlich so glorreiche Idee gehabt hat, ist umstritten. Ich würde sie der famosen Erler Ombudsfrau von Haselsteiners Gnaden zuschreiben. Christine Baur war ja vor ihrer räusper-räusper großen politischen Karriere als grüne Landesrätin für irgendwas selbst irgendwann irgendwo als Gleichbehandlungsanwältin, nun ja, irgendwie tätig.

Was tun?, was tun?, hieß es im Festspielhaus, dieser unansehnlichen spießeckigen Schachtel mit dem halbaufgeklappten Deckel, als fünf ehemalige Erler Künstlerinnen in einem offenen Brief schwerste Vorwürfe gegen Gustav Kuhn erhoben hatten. Ha!, wir rufen die Gleichbehandlungskommission in Wien an, ich hab die Nummer! Die soll, die muss uns den Gustl reinwaschen.




Ja, aber wie tun wir da? Die ist doch dafür geschaffen worden, dass sich „von Diskriminierung Betroffene“ an sie wenden. Und nicht umgekehrt der Arbeitgeber. Egal! Wir wollen den Gustl sauber zurückhaben! Und wir müssen den drastischen Anklagen der Frauen medial schnell etwas entgegensetzen. Irgendwas.

Also stellt die Tiroler Festspiele Erl Betriebsges.m.b.H. als Arbeitgeberin (!) den Antrag auf Einzelfallprüfung an die Gleichbehandlungskommission (GBK), womit diese, eben weil er von oben statt von unten kommt, ziemlich überfordert ist. Und weil man nun ja eine Ombudsfrau eingesetzt und angeblich auch noch einen Verhaltenskodex formuliert habe, möchte man von der Kommission gerne wissen, ob das eh reiche oder ob da eventuell noch was zu tun sei. Sieht danach aus, dass man sich für die zögerliche und halbherzige Reaktion auf die ein halbes Jahr vorher veröffentlichten ersten Vorwürfe auch noch ein Lob bei der GBK abholen möchte.
Sieht überhaupt danach aus, dass man auf jeden Fall das Heft in der Hand haben wollte, um nicht zu sagen, die fünf Frauen austricksen wollte.
Die sich aber nicht haben austricksen lassen.


Ausgekontert

Vier von ihnen haben, unterstützt durch zwei weitere Kolleginnen, den Spieß umgedreht und ihrerseits Anträge an die Gleichbehandlungskommission gestellt, sechs Einzelanträge damit insgesamt, die es in sich haben. Und haben damit auch den Präsidenten der Festspiele Erl ausgetrickst, der im August noch vorschnell, eben auf Basis des eigenen verharmlosenden Antrags an die Kommission, verkündet hatte, sich deren Entscheidung in der Causa Kuhn auf jeden Fall beugen zu wollen.







Ohne die scheinheilige Anrufung der Gleichbehandlungskommission durch Haselsteiner & Co. wären die Geschädigten niemals an diese Einrichtung herangetreten, ja, hätten von deren Existenz wohl nicht einmal etwas gewusst. Ein perfektes Eigentor des Kuhn-Freundeskreises.






24.4.2019
* * *


Zu den Zivilklagen Gustav Kuhns, Hans Peter Haselsteiners und der Festspiele Erl Betriebsges.m.b.H. gegen mich: Stand heute sind neun Verfahren anhängig. Möglicherweise aber auch elf, weil unklar ist, ob der Milliardär gegen zwei zuletzt ergangene Entscheidungen, die ihm so vielleicht nicht gefallen haben, in die nächste Instanz geht.

Unterstützung in diesem so ungleichen Kampf ist also weiterhin höchst notwendig und von Herzen erbeten. Danke.



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