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Das „System Kuhn“

Es ist wie im Sport. Wer aufgestellt werden will, muss zu Gesichte stehen, gefügig sein, mit dem Trainer können und wollen. Nur wer aufgestellt wird, kann siegen, nur wer die großen Rollen bekommt, kann Karriere machen. Der Rest ist zweite, dritte, vierte Besetzung der Titelpartie, wird in den Europacup verschickt.
Die Abhängigkeit ist groß und kann zum Mittel der Unterwerfung werden.


Es brechen grad Dämme

Es läuft richtiggehend über. Ich werde geflutet von einer Welle von Zuschriften.
Da wird gefreut und aufgeatmet, Steine, Riesensteine, fallen von Herzen und Dankbarkeit schlägt entgegen.

Ein Auszug:



Besten Dank für den Artikel über die Zustände bei den Tiroler Festspielen und besten Dank für Ihre Recherche, die eine Menge an sehr mutiger Arbeit bedeutet und alles andere als selbstverständlich für eine Klientel wie uns zu sehen ist.

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Vielen Dank für die Reportage auf Ihrer Website! Ich bin Orchestermusikerin bei den TFE seit (…) und habe mich wahnsinnig über Ihren Beitrag gefreut! Endlich werden die schlechten Arbeitsbedingungen nicht mehr unter den Teppich gekehrt. Nachdem ich von einer Tiroler Kollegin aus der Kulturbranche gehört habe, dass Sie bereits viel in Tirol geleistet haben.

* * *

Was Insider schon lange erzählen, dass die Zustände bei den Tiroler Festspielen an modernen Sklavenhandel erinnern und man sich als Musiker oder Sänger auch sexuell anbiedern muss, um weitere Engagements zu erhalten, ist nun also offiziell geworden.

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Sehr guter Artikel. Habe gerade gelesen, dass die Festspiele rechtlich gegen den Artikel vorgehen wollen. Ich stehe Ihnen gern als Zeuge zur Verfügung, falls dies nötig sein sollte. Da ich nicht die Absicht habe, dort jemals wieder mitzumachen, habe ich absolut kein Problem damit. Der Laden sollte schnellstmöglich stillgelegt werden.

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Zuerst einmal: Vielen lieben Dank für diesen Artikel! Endlich spricht jemand mal das aus, was ich mir schon lange denke. Ich selbst habe eines Sommers ein Praktikum in Erl gemacht …

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Ich, die eine Saison lang mit den Erler Festspielen als (…) zu tun hatte, kann dies nur unterschreiben. Noch niemals sind mir solch schlechte Bezahlung, Arbeitsverhältnisse, Inkompetenz und Unverschämtheiten untergekommen. Mit professionellem Opernbetrieb hat das nichts zu tun!

* * *

Hallo, ich finde es super, dass Sie dieses Thema ansprechen. Ich war selbst dort im Orchester engagiert (…)

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Lieber Herr Wilhelm, wir schätzen Ihre mutige investigative Arbeit außerordentlich, auch weil sie im und durch den Fall von Erl vor allem eines endlich bewirken könnte: Die Einhaltung von Menschenrechten, Menschenwürde und Arbeitsschutz bei abhängig beschäftigten Künstlern in immer noch feudal strukturierten Theaterbetrieben. Kurzum: ein Meilenstein!

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Ich bewundere Ihren Einsatz rund um dieses Thema, und obwohl ich nicht mehr im Festspielhaus arbeite, empfinde ich es als wichtig, dass die Missstände in Erl aufgedeckt werden. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

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Die Musiker werden wie Sklaven für ein sehr niedriges Gehalt behandelt (…) es ist skandalös!
Bitte hilf uns!





Sehr geehrter Herr Wilhelm, es ist Ihnen gar nicht hoch genug anzurechnen, dass Sie den Erler „Saustall“ endlich durchleuchten. Hoffentlich mit Folgen für Gustav Kuhn und sein inakzeptables Verhalten. Ich habe seit (…) beruflich mit ihm zu tun gehabt und kann sämtliche Schilderungen nur bestätigen.

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Als weitere Betroffene macht man vor diesen Schlagzeilen, die einerseits gut tun, andererseits wieder aufwühlen und verheilte Wunden aufbrechen, nochmal das Hin und Her durch, ob man reden soll und sich auch melden soll oder lieber nicht, weil man sonst in Schwierigkeiten kommen könnte.
Genau wie damals.
Erl war meine schlimmste berufliche Erfahrung, was Nichtseriosität angeht, mit richtiggehend traumatisierender Wirkung, und hat mir die Freude am Beruf genommen.

* * *

Endlich hat jemand die Schneid, die Machenschaften des Herrn Kuhn an den Tag zu bringen. Ich selbst komme aus einem bayerischen Nachbarort von Erl, aber in diesem ist „Maestro“ Kuhn öfters kulinarisch verkehrt.

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Bleiben Sie hart und dran! Ich kann Ihnen nur den Rücken stärken.

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Danke für Ihr wichtige Arbeit! Bitte die unfassbar skandalösen Zustände in Erl auf Flugblätter drucken und diese vor den Aufführungen an die ankommenden Festspielgäste verteilen bzw. (wenn das nicht möglich ist) hinter die Wischer der Besucherautos klemmen, damit den BesucherInnen die Freude an der Musik wenigstens hinterher vergeht!

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Hallo liebes „dietiwag“-Team, dieser Artikel ist eine wirklich positive Überraschung für mich, ich weiß nicht, wie weitreichend sich dieser verteilen wird, dennoch ist es schon mal ein erster Schritt sich zu trauen, die unangenehme Wahrheit über die Abläufe bei den Tiroler Festspielen aufzudecken!

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Wer jetzt nach diesem Skandal noch nach Erl kommt, weiß ich nicht. Ich weiß von zwei Kollegen, die die Osterproduktion abgesagt haben. Insofern sind wir alle begeistert, dass Sie der Sache nachgehen.

* * *

Ich kann nur sagen, ich bin unglaublich froh, dass die Missstände in Erl endlich öffentlich thematisiert werden! Die unmenschlichen Arbeitsbedingungen der Musiker und das psychopathische, niveaulose Verhalten von Kuhn sind in Musikerkreisen seit Jahren ein offnes Geheimnis. Jeder weiß davon, aber keiner hat sich bisher getraut, sich zu äußern. Danke dafür, dass endlich das Schweigen gebrochen wird!

* * *

hallo, ich war selbst in der spielzeit (…) im orchester engagiert.
ich kann viele der oben genannten sachen bestätigen. da ich immer noch aktiv in der szene musiziere, will ich aber anonym bleiben! bitte machen Sie weiter mit der aufklärung in diesem fall.




Nur der Präsident der Tiroler Festspiele Erl sieht das ein bisschen anders:



Wie Herr H. im Zusammenhang mit Erl ausgerechnet auf „Erguss“ kommt, muss uns vielleicht der gute alte Sigmund F. erklären.


Ich bin nur der Überbringer. Ich bin nur das Sprachrohr.

Immer wieder fallen in den Beschreibungen der Kuhnschen Anstalten in Erl (Tirol) und Lucca (Toskana) die Begriffe „sektenähnlich“, „Sekte“, „Sektenführer“. Wie geht Sekte? Die ersten Stadien sind Anwerben, Überschütten mit Zuneigung („love bombing“), und dann aber: Niedermachen, Kleinmachen mit Kritik, ungerechtfertigter, untergriffiger. Damit schnappt die Falle des geschickten Manipulators, Programmierers zu, und der die Geschnappte passt in die Gefolgschaft des Anführers.

Es geht nicht um Liebschaften in der Szene und nicht um Sex unter Kollegen, ganz falsch. Es geht um Macht und um Macht und um Macht. Und um den Missbrauch dieser Macht, das Ausnützen eines strukturellen Abhängigkeitsverhältnisses. Weil die Anstellung, die Rolle, die Gage und die Behandlung der Musikerin oder der Sängerin gänzlich der Gnade des Festspielleiters unterworfen sind.



Erl-ebtes & Erl-ittenes
Die nächste Tranche Zeugenberichte von Kuhn-Geschädigten (alles Originalzitate)

Aufgrund einer von Gustav Kuhn begehrten „Einstweiligen Verfügung“
dürfen einige Aussagen Betroffener hier vorläufig nicht wiederholt werden.



Der Rock eines Kostüms musste mit der Begründung, die Sängerin habe zu dicke Schenkel, verlängert werden. Ganze Kostüme mussten umgeschneidert werden, weil Kuhn den Darsteller/die Darstellerin als optisch zu hässlich empfand. Kuhn macht solche Äußerungen ganz offen, entweder in Ab- aber auch Anwesenheit des Betroffenen.
Eine Erzählung betreffend sexistischer Äußerungen: Eine Sängerin fand sich in der Probe nicht prompt zurecht, daraufhin Kuhn: klar, dass sie das nicht verstehe, sie ist ja eine Frau.

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Erl war meine schlimmste berufliche Erfahrung was Nichtseriosität angeht mit richtiggehend traumatisierender Wirkung und hat mir die Freude am Beruf genommen. Nach dem langen Aufenthalt von drei bis vier Monaten bekam ich sogar eine Art Depression davon, weil man die Dinge auch selber verarbeiten muss, da man kaum darüber sprechen kann oder will.
Wohlgemerkt neige ich nicht zur Depressivität.
Man ist einfach so ausgeliefert, kann auch nicht abbrechen, weil man so viel Geld vorgeschossen oder ausgegeben hat und auf die Gage wartet. (...) Ständige Schikanen, Erniedrigungen und absichlich inszenierter Permanentstress, vor allem für die weiblichen Künstler für so gut wie nichts in der Karriere. Man geht sogar eher rückwärts, da man entweder kaputt gemacht wird (kaum jemand der Erler Titelrollenstars singt woanders! Das hat Gründe) oder unterfordert herumhängt und einen ganzen Sommer nur mit Warten auf harten Stühlen im knallheißen oder eiskalten Festspielhaus verbringt. Unerträglich.

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Habe einen Dienstvertrag und einen Werkvertrag erhalten. Es ist sofort ersichtlich, dass der Vertrag rechtlich nicht in Ordnung ist, da die Arbeit bei den Festspielen auf zwei Verträge verteilt ist. Ich sollte wohl nichts merken. Der Werkvertrag darf natürlich nicht sein, da es sich um die gleiche Tätigkeit handelt. Das ist definitiv Scheinselbständigkeit. Man sieht sofort (auch am Probenplan), dass das nicht rechtens sein kann, da die Proben und Konzerte selbstverständlich zusammen gehören. Es ist klar, dass sich die TFE damit nur die Versicherungsbeiträge sparen wollen. Ich glaube auch nicht, dass alle von den osteuropäischen Musikern eine gültige Beschäftigungserlaubnis besitzen. Wenn Sie die Proben anhören wollen, werden Sie dort sofort wieder rausgeschmissen.

* * *

M., ein Chorsänger aus Deutschland, wurde von Kuhn bei einer Probe zur Oper „Semiramide“ im Sommer 2017 in Erl geohrfeigt.

* * *

Das mit den 30 Stunden Hin-und Rückfahrt nach Minsk stimmt, denn die Musiker wurden an freien Tagen nicht bezahlt und hätten für ihre Lebenshaltungskosten/Unterbringung in Erl/Umgebung selbst aufkommen müssen. Hin- und Rückfahrt waren jedoch bezahlt, sodass sie diese Reise deshalb auf sich genommen haben. Ich war lange und oft genug vor Ort und habe mit den Musikern damals persönlich darüber gesprochen. Kuhns Meinung dazu? Für „die da“ ist das doch richtig gutes Geld, zuhause würden sie gar nichts verdienen.

* * *

Ich habe den Typen persönlich erlebt. Die Russen bekamen 25 oder 30 Euro, diese Größenordnung. Anrede an Deutschsprachige: irgendwas zwischen Deppen und Arschloch, die Italiener wurden mit cazzo angeredet.




Kuhn mit Kulturlandesrätin Beate Palfrader und Martha Schultz, Präsidentin der „Freunde der Tiroler Festspiele Erl“

Was mir das größte Rätsel war und ist, ist, dass ein Herr Haselsteiner herhält und es nötig hat, sich im Schein eines zwielichtigen Vereines als Mäzen zu sonnen, der sich Kulturanstalt nennt, aber eher ein Schmuddelbetrieb ist und sich nur billig aufrechterhalten lässt dank menschenverachtender Unsitten bis hin zu reihenweisen Schweinereien.
Welch ein Widerspruch vor dem Herrn und welche Sicherheit, dass man sich das erlauben kann! Überall. Bei allen aus der Führung. Das ist das Allerschlimmste. Diese demonstrierte Sicherheit, das alles zu können und zu dürfen.
Ein Künstler ist schon mal verrückt, aber ein Geschäftsmann der Kategorie Haselsteiner, der dieses Risiko nonchalant eingeht und dieses Treiben mit stoischer Treue befeuert, sofern er davon mitbekommen hat, was fast nur so sein kann, wenn er über die volle Kraft all der Sinne verfügt, die man als Schwergewichtsgeschäftsmann zu haben hat, ist mir unbegreiflich.
Vielleicht kennt er das Treiben nicht, dann wird er sich dieser Tage sicher aufbäumen und die Dinge untersuchen lassen, oder? Eigentlich muss er das Treiben kennen, denn jeder dort kennt es.

Überhört, übersieht er das alles oder hat er sonst irgendwas damit zu tun - keine Ahnung. Genauso die Regierung, die die weitläufig dort bekannten Zustände fördert, wenn ich richtig gelesen habe, was auch immer, begreife, wer will.

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Ich habe Kuhn (…) kennengelernt, an verschiedenen Projekten - auch der Accademia in Lucca - teilgenommen, mich aber seit Beginn der Erler Festspiele weitgehend ferngehalten. Die Gründe waren verschiedener Art, vor allem aber in Kuhns vollkommen inakzeptablem, herrisch-jähzornigem Verhalten begründet.

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Letztes Jahr im Sommer hat eine Ersatzharfinistin nach einem Tag hingeschmissen, da er sie bei der Probe fertiggemacht hat.
Vor einigen Jahren war ein Bekannter von mir bei einer damals noch öffentlichen Probe zu Rheingold. Erzählt hat er mir Folgendes: Gleich zu Beginn hat Kuhn die Wagnertuben auf menschenunwürdigste Weise zusammengeschissen, sodass die Musiker so eingeschüchtert waren, dass sie keinen geraden Ton mehr herausbekamen. Jetzt wird es seine Gründe haben, dass die Proben nicht mehr öffentlich sind. Aber diese Methoden haben ja System. Ein befreundeter Musiker hat in seiner Studienzeit beim Haydn Orchester in Bozen bei einer Mahlersymphonie ausgeholfen. Da hat Kuhn einen Hornisten soweit gebracht, dass dieser tränenüberströmt den Saal verlassen hat.

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Ich habe in diesem Sommer nur einmal ein Lob von Herr Kuhn bekommen (er hat uns unterschichtigen, normalen Mitarbeitern sonst nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, außer sein Kragen bei einem seiner Hemden ist mal wieder geplatzt) und in diesem Lob ging es nur darum, dass ich ja so ein fesches, liebes Mädl sei und meine Arbeit toll mache.
Sexismus ist bei Kuhn großgeschrieben, einmal wurde eine Sängerin ersetzt, weil sie zu dicke Oberschenkel hatte, diese Beine versauen das Bühnenbild.
Die damalige Solistin hatte zufälligerweise ein Kind mit Kuhn, was aber eigentlich eh nix Spektakuläres ist.

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Hiermit fordere ich als Betroffene das Publikum, alle Agenturen, Theater, Hochschulen, Gesangslehrer und Sänger und Instrumentalisten auf, Erl zu boykottieren. Dann bekommt das abstoßend und teuflisch agierende Team keine guten Sänger und Spieler mehr und kann mit Jodlern zwei Opernhäuser bespielen oder selber singen und spielen. (...) Wer weiter dort arbeitet, ist selber schuld. All diejenigen Verzweifelten, die den Schmier- und Schmuddelladen aus Vorteilsdenken zuwider jedweder Kollegensolidarität verteidigen, sollen einfach weiter dort bleiben und in dem Siff vor hoffentlich leerer werdenden Reihen glücklich werden und ihre Großmutter zu jeder Vorstellung bestellen. Wer außerdem zu dumm ist, an den Reaktionen abzulesen, dass man sich mit einem Engagement in Erl nicht brüsten kann, was nämlich der Fall ist, dem kann niemand helfen und hat es auch nicht verdient.

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Ihr Bericht ist ja fast schon rechtlich abgesichert für eine Klagsschrift. In Wirklichkeit geht es dort noch viel, viel ärger zu. (...) Ich bin nach der ersten Woche dort weg, habe mich mit ärztlichem Attest krank schreiben lassen. Wer das mitmacht, ist doch selber schuld, oder?

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Am ersten Tag in Erl hatte ich ein Gespräch im Supermarkt: Der Angestellte hat wohl eine neue Stammkundin in mir erkannt. Er sah mir irgendwie an, dass ich auch „dahin“ gehöre und meinte: „Na, da gehts ja unmöglich zu bei dem Kuhn. Da haben‘s sich was ausgesucht.“
Er hat Recht behalten.





Die Zustände in der Kostümabteilung sind schon etwas besser als bei den Musikern, aber der Lohn ist im Vergleich zu anderen Manufakturen (Landestheater,...) um einiges niedriger. Eine 12-Stunden-Schicht ist dabei ganz normal, man muss ja Proben betreuen, Kostüme nähen, und ganz nebenbei auch noch Kuhns Wäsche waschen (man hat ja eh schon so wenig zu tun. ;)) Nach den Proben (die sehr oft bis Mitternacht gedauert haben!!!) mussten wir dann ganz vorsichtig in sein privates Kammerl schleichen, um seine Wäsche zu holen. Wir versuchten ihm ja nicht, zu begegnen, weil er sonst immer sehr zornig wurde.
Man könnte sich stundenlang über die Zustände dort aufregen, aber ein Gehalt von 500 Euro netto für ca. 6 Woche Praktikum und 50 Stundenwochen vertröstet einen ja ;-)

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Es ist nicht nur Kuhn, der das Treiben möglich macht und formiert, sondern mindestens genauso seine engsten Zuarbeiter und -innen, die genauso Freude an dem Psychoterror und Schikanen, Überreglementierungen und manche Art Stasikontrolle etc. haben wie er und ihm, glaube ich, damit gefallen wollen. Alleine kann ein Unhold sowas nicht und vor allem nicht als unumstößliche Sitten über so viele Jahre eisern etablieren und dies sogar regierungsunterstützt. Da braucht jemand zuverlässige, verschwiegene, langjährige stabile verlängerte Arme und Zuarbeiter … Und die hatte Kuhn zu meiner Zeit in ungefähr vier Personen. Auch gegen diese gehört vorgegangen.
Profitieren tun, wenn überhaupt, nur die Frauen, die bis zum Äußersten gehen.

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Ich sollte für insgesamt drei Monate 1500 Euro brutto bekommen, mehrfache Anreisekosten von Wien inklusive. Arbeitsbeginn war allerdings nicht drei Monate, sondern inoffiziell bereits neun Monate vorher! Von der „Entlohnung“ hätte ich nicht mal meine Miete bezahlen können. Geld für die erledigte Arbeitszeit habe ich nie gesehen und wurde von dem Regisseur noch wüstenst beschimpft und bedroht. Unfassbar.

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Es ist eine abstoßende Suppe des Gemauschels, der Korruption. An allen Ecken und Enden spürt man förmlich die Kultur des Hinterhältigen, des intelligent über lange Zeit ausgeklügelten oft nichtrechtnachweisbaren Schikanierens, Mobbings, weil man einfach will, dass die Künstler sich schlecht fühlen. In steter Angst. Und irgendwann selber denken, sie können nichts und seien nichts wert.
System hat das alles. Das ist alles richtiggehend durch eine Schule gegangen und da müssen genaue Absprachen sein, was die bös perverse Philosophie des Unternehmens sein soll unter den führenden Mitarbeitern. Kuhn macht nichts alleine. Nicht mal seinen Mantel tragen. Den trägt eine engst vertraute, eindrucksvolle großgewachsene Mitarbeiterin, die sich viele Jahre verschiedentlich bewährt hat.

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Wir saßen in einer Runde und Kuhn erzählte: „Ich war bei meinem Arzt und der war hocherfreut über meinen Besuch. Er hat zu mir gesagt: ‚Endlich wieder ein Mann mit einer Geschlechtskrankheit, sonst kommen die Männer nur zu mir, um sich Viagra verschreiben zu lassen.‘“ Es war in einer Runde von vier Frauen, es war uns peinlich. Wir haben uns vor den Frauen geschämt. Alle am Mittagstische haben geschwiegen.

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Ich hoffe, dass die Sache mit Erl auch groß an die Presse kommt, denn sowas sind keine Zustände. Ich selbst hatte mich letztes Jahr (…) in Erl beworben. Ich merkte, dass generell im Haus eine höchst angespannte Atmosphäre herrschte und jeder sich sehr schwer tat mit genauen Informationen über das Haus. Das mir angebotene Gehalt machte es mir leider nicht möglich, die Stelle anzutreten. Mit 1700 Brutto (inklusive Überstunden) in einem Land wie Tirol über die Runden zu kommen, zumal man in Erl noch Auto etc. einfach braucht, waren Ausschlusskriterium. Jetzt, wo ich das so lese, muss ich sagen: Glück gehabt.

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Ich musste mir sexistische Sprüche vom damals Noch-nicht-Intendanten anhören, als ich alleine in seinem Büro stand. Meines Erachtens werden bewusst junge, unerfahrene Mitarbeiterinnen eingestellt, die ein solches Verhalten nicht einordnen können. Um Kuhn wird ein quasi-göttlicher Mythos errichtet. Wohl jeder, der dort arbeitet, musste schon mal - gerne auch vor der Vorstellung - in seinem „Camerino“ antreten. Ich weiß nicht, was andere darin tun, ich musste sinnlose Fragen beantworten. Gerne hat man ihn darin aber auch mal Leute anschreien gehört, was dieses Kämmerchen im Festspielhaus zu einer respekteinflößenden Höhle des Löwen macht. Heute lache ich über diese alberne Kindergarteninszenierung. Da hat es wohl jemand nötig …

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Ich war nur (…) zufällig als Orchestermusiker dazugekommen. Ich hatte vorher keine Ahnung, was da abgeht und hatte noch nie von diesen Festspielen gehört. Mir ist dann als erstes aufgefallen, dass der nach 3 Stunden Proben immer noch nicht aufhört und da erst eine Pause stattgefunden hat. Dann waren es am Ende über 4 1/2 Stunden fast nur Durchspielen mit zwischenzeitlichem Gebrülle. Und das ging dann jeden Tag so weiter. Einmal hat er alle vier Brahms-Symphonien in einer Probe ungefähr zweimal durchgespielt, praktisch ohne irgendwas Sinnvolles zu proben. Reiner Sadismus und absolut unprofessionell. Wahrscheinlich hat er irgendeine Störung …
In einer Probe hat mich seine Art dann auch erwischt. Er ging zu einer hübschen Geigerin und lobte sie, wie engagiert sie spiele. Dann kam er zu mir und schrie mich aufs Übelste vor dem ganzen Orchester und Chor und anwesenden Leuten im Zuschauerraum an, wie ich wohl in seinen Augen gelangweilt spielte.
Die Aktion war also bösartig geplant, indem er erst zu der Geigerin ging und sie sozusagen als das Gegenteil darstellte, um einen Grund gegen mich zu finden. Ich werde auf jeden Fall, solange der Kuhn dort ist, für kein Geld der Welt nochmal da spielen. Es ist auch unwahrscheinlich, dass die Minsker alle eine gültige Beschäftigungserlaubnis haben, aber das wird wohl offensichtlich sogar von den Behörden dort gedeckt.




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Ich war auch bei den Proben in Lucca dabei. Drei Tage im Kloster.
So eine unmenschliche Situation habe ich sehr selten gesehen.
Er wird dort wie ein Gott gehalten - bewegt er sich, hat er seine „Bande“ um sich herum wie Bodygards oder gar Sektenanhänger...(vlt. haben sie auch Angst, den Job zu verlieren? Man weiß es nie.)
Die Sänger wurden angeschrien, in den Proben, aufs Wildeste beschimpft! Mein Entsetzen wurde größer, als ich einen Mitarbeiter sah, der ein T-shirt anhatte mit einem beleidigenden Spruch, den Kuhn abgelassen hatte. Er sagte mir, einige haben diese T-Shirts.

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Beim Kuhn lief es meistens nach demselben Schema ab. Er hat den SängerInnen eine oder mehrere Rollen in Aussicht gestellt, hat aber gleichzeitig betont, dass er und sein Team viel Arbeit investieren müssten, bis sie bühnenreif sind. Meistens wussten die SängerInnen nicht, dass anderen dasselbe in Aussicht gestellt wurde. Durch häufiges Übertreten der persönlichen Sphäre schaffte er es, sie dann einzuschüchtern (...). Ein sehr gekonnter Manipulator, der auch sehr charmant sein konnte.

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Nicht nur einmal verließen Sängerinnen weinend die Bühne. Der Sadismus und die Zielstrebigkeit der Verletztungen waren ekelerregend. Und alle sitzen daneben und schweigen. Er ist ja der König. So auch ich.
Ich schäme mich dafür.


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Das Mobben und Beleidigen von Künstlern beiderlei Geschlechts mit deutlicher Tendenz, die Damen dabei auch gerne coram publico bevorzugt zu erniedrigen, ist Ausdruck der aggressiven narzisstischen Persönlichkeit des „Maestro“ von geradezu Shakespeare´schen Ausmaßen. Wir regen Sie als investigativen Journalisten an, Fachleute wie Herrn Reinhard Haller in diesem speziellen Fall zu Rate zu ziehen.

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Kuhn sagte zur Solistin C.S.: „Mädel, wir spielen hier Verdi und keine Scheiße!“ Worauf sie weinend auf der Bühne zusammengebrochen ist. Es gibt von diesem Spruch ein T-Shirt, das hat auch Herr Haselsteiner auf der Dernierenfeier 2013 angehabt. Leider konnte ich kein Foto machen.

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Ich finde es äußerst befremdend, dass offensichtlich die BH-Größe und das äußere Erscheinungsbild der Musiker des Orchesters der Tiroler Festspiele Erl wesentlich ausschlaggebender sind als die musikalische Qualifikation.

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Ich schicke Ihnen ein paar meiner Stundenzettel, wo man zum einen erkennen kann, dass viel mehr Überstunden als erlaubt verlangt wurden, und zum anderen sieht man die falsche Berechnung, da Sonn-und Feiertage normalerweise ja doppelt zählen und wir diese aber nur 1:1 verrechnet bekamen. Bezahlt wurde natürlich sowieso keine einzige.
Bei den letzteren findet man auch Arbeitstage vor, an denen zehn Stunden ohne Pause durchgearbeitet wurde. Kurz bevor ich die Tiroler Festspiele verließ, wurde man von der Lohnverrechnung angewiesen, doch nach 6 Stunden eine Pause einzutragen (gemacht wurde diese natürlich in den seltensten Fällen).
Viele Freunde haben mir den Link zu Ihrem Beitrag gesendet und ich hoffe, er wird sich weiterhin verbreiten.




Das ist nur eine Auswahl an Zuschriften, die mir nach meiner ersten Veröffentlichung in der Causa Kuhn zugegangen sind. Telefonische und mündliche Schilderungen sind hier nicht berücksichtigt. Im Forum gibt es weitere ERLebnisberichte Betroffener.


Wenn wir den „Fall Kuhn“, und zwar wir alle hier gemeinsam, so abschließen wollen, wie er abgeschlossen gehört, dann brauchen wir womöglich sogar noch mehr Stoff. Mehr Aussagen von Zeugen und Opfern, die Beobachtetes bzw. Erlittenes berichten.

Denn Gustav Kuhn sagt ja immer noch: „Die veröffentlichten Vorwürfe sind frei erfunden.“


Hier können Sie uns anonym gerne weitere Informationen in dieser Sache hinterlassen:


Nachricht:



Falls Sie jedoch möchten, dass wir mit Ihnen Kontakt aufnehmen, müssen Sie Ihre E-Mail-Adresse im Textfeld „Nachricht“ oben unbedingt anführen.

Sie können sich auch gerne telefonisch an den Autor dieser Dokumentation wenden: +43 (0)5254 3162


Und hier können Sie diesen Artikel direkt im Forum kommentieren.


26.2.2018


Zum Nachlesen:

HeToo: Die unfassbaren Zustände bei den Tiroler Festspielen Erl
Gustav „Harvey“ Kuhn
Gustav Kuhns 60.000-Euro-Klage ist da



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